Apnoetauchen …

… oder: alternativer Wassersport im Freibad Grünhöfe

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Hier geht es vor allem um’s Luftanhalten, aber auch um andere aquatische Aktivitäten. Ein Schwimmbecken kann eben nicht nur für kindlichen Badespaß oder die Disziplin des klassischen Enten-Flachwasser-Paddelns (sog. „Schwimmen“) genutzt werden, sondern für noch so, so viel mehr. Aufmerksame Leser:innen haben meine Eindrücke bereits in den jährlichen Saisonberichten verfolgen können. Gelegentlich fragen sich die Leute bestimmt, was dieser komische Typ da unter Wasser eigentlich treibt. Um Antworten darauf zu erhalten, begleitet mich doch ein Stück auf meinem Weg und lernt unser Freibad dabei aus einer ganz neuen Perspektive kennen.

Warum bin ich eigentlich so gerne unter Wasser?

Mit einem Wort: Ruhe.
Das Apnoetauchen (altgriechisch ápnoia – „Nicht-Atmung“) ist für mich immer auch ein Eintauchen in mich selbst. Besonders am frühen Morgen gibt es kaum etwas besseres, als sich den vielfältigen Empfindungen unter Wasser hinzugeben. Eine ans Yoga angelehnte Atemvorbereitung, um den Puls zu senken. Das finale, lang gezogene Füllen der Lunge vom Bauch bis kurz unter die Schlüsselbeine. Man gleitet frei und schwerelos in die Tiefe. Entspannung. Den Kopf ausmachen und die Welt „da oben“ für ein bis zwei Minuten hinter sich lassen.
Wer bewusst die Augen (hinter der Tauchmaske) öffnet, erblickt ein Freibad, was den meisten Menschen verborgen bleibt. Ob Starkregen oder praller Sonnenschein – je ausgeprägter das Wetter, umso eindringlicher das Spektakel. Von Regentropfen, welche die Oberfläche in ein buntes Aquarell verwandeln bis hin zu Sonnenstrahlen, die als kleine Lichterbögen über die Kacheln am Boden tanzen.

Als Landlebewesen setzt natürlich irgendwann der Atemreiz ein. Dieser Reiz ist manchmal ein guter Freund, der einen herausfordert, genau in diesem Moment noch ein bisschen tiefer in sich selbst hinein zu schauen. Manchmal kann er auch ein Fiesling sein, der sticht und brennt und dein Gehirn sagen lässt: Für heute ist genug. Und das ist in Ordnung.
Wer sich längere Zeit mit nur einem Atemzug unter Wasser aufhalten möchte, stellt fest: Mit dem Kopf durch die Wand? Keine gute Idee. Mit viel Adrenalin ist man auf verlorenem Posten. Das hilft in anderen Sportarten, aber nicht in der Apnoe. Das Loslassen will gelernt sein.

Für jemanden, der als Kind eher Unbehagen verspürte, wenn es um das Thema Wasser ging, ist jeder Tauchgang auch ein Sich-Neu-Kennenlernen. Und das finde ich sehr schön.
Manchmal werde ich gefragt, ob ich für ein bestimmtes Ziel trainiere. Eigentlich nicht. Persönliche Grenzen zu verschieben sorgt natürlich für eine gewisse Euphorie und es gibt Übungsformen, auf die man sich spezialisieren könnte. Letztere dienen für mich aber nur dem Zweck, den Tauchgang so lange wie möglich so angenehm wie möglich zu gestalten.
Am Ende der morgendlichen Tauchstunde, die Ausrüstung bereits am Beckenrand abgelegt, treibt man noch einen Moment auf dem Rücken, streckt alle Viere von sich, blinzelt vielleicht einer Möwe in den Wolken hoch über einem zu. Ging es vorher die ganze Zeit ums „Nicht-Atmen“, merkt man nun, besonders nach längeren Tauchgängen, wie toll es sich anfühlt, wenn man einmal ganz tief ein- und ausatmen kann. Ein Gefühl, mit dem ich gerne in den Tag starte.

Die Ausrüstung

Nur mit Badehose kommt man nicht weit. Egal, ob Frostbeule (so wie ich) oder Hitzemensch, auch 25° sind irgendwann „kalt“, wenn man versucht, sich möglichst sauerstoffsparend durchs Wasser zu bewegen, sprich langsam und mit Bedacht.
Neopren ist also Pflicht. Für den Einstieg reicht vielleicht ein Shorty. Ich trage einen zweiteiligen Anzug: 3,5 mm, innen kaschiert, der italienischen Marke Cressi in markantem Dunkelblau.

Farblich passend dazu eine Maske mit geringem Innenvolumen sowie ein Schnorchel. Bei den Flossen schwöre ich auf die Modelle von Mares. Gerade bei Maske und Flossen ist es ratsam, mehrere auszuprobieren. Die Maske muss sich wasserdicht ans Gesicht anschmiegen, ohne zu drücken. Da Daumen und Zeigefinger ständig den Nasenerker für den Druckausgleich ergreifen, sollte sich auch dort alles bequem anfühlen. Flossen mit Vollfußteil müssen gut sitzen (d.h. sich an Land eher zu eng anfühlen), ohne zu scheuern.

Wer ohne unnötigen Kraftaufwand abtauchen möchte, braucht Blei. Je dicker das Neopren, je mehr Auftrieb haben wir (zusätzlich zur prall gefüllten Lunge), je mehr Gewicht wird benötigt, um austariert (d.h. neutral) im Wasser zu liegen. Faustformel: 1 mm Neopren = 1 kg Blei, im flachen Wasser eher mehr. Halsblei dient Fortgeschrittenen dazu, die Bleimenge gleichmäßiger am Körper zu verteilen.
Bei höheren Temperaturen oder wenn es etwas (ausdauer-) sportlicher zugeht, stehen mir alternativ noch ein einteiliger Anzug (1,5 mm) sowie Kurzflossen mit unterschiedlichem Härtegrad zur Verfügung.

Das Streckentauchen

Neben dem Tief- und Zeittauchen (Statik) eine der drei klassischen Freitauchdisziplinen. Fürs Tieftauchen ist es bei uns im Freibad zu flach und Statik mir persönlich zu öde. Also bin ich (fast) jeden Tag auf der 50-Meter-Bahn unterwegs. Die sogenannte „dynamische Apnoe“ lässt sich sehr variabel gestalten. Mit Flossen (verträumt-harmonische Bewegung) oder ohne Flossen (anspruchsvoller, saubere Technik ist wichtig) – man hat die Wahl.
Es klingt paradox, aber es geht dabei weniger um eine in Metern gemessene Distanz, sondern eher darum, wie sich die Strecke beim Tauchen anfühlt. Für einen gesunden Menschen sind 50 Meter mit ein wenig Übung (und Flossen) relativ locker zu schaffen. Es kommt also darauf an, wie man diese optimal nutzt.

Ihr wollt eure Muskeln quälen? Dann gebt Vollgas und seid in 30 Sekunden auf der anderen Beckenseite. Oder spielt Schildkröte. Taucht so langsam wie möglich. Dann kann es durchaus 100 Sekunden und länger bis zum nächsten Atemzug dauern. Wenn die regelmäßigen Vibrationen des Zwerchfells die Bauchdecke erwärmen, kann man sich mit jedem Beinschlag noch tiefer in den Atemreiz „hinein kuscheln“.
Lasst Maske oder Brille zwischendurch ruhig mal am Rand liegen. Dann fühlt es sich zwar an, als werde man von einem flüssigen Kissen im Gesicht erstickt, dass aktiviert aber den Wasser-Nase-Reflex von uns Säugetieren und lässt uns das Tauchen noch bewusster erleben.

Kommt man einer gesetzten Zielweite (oder der Beckenwand) näher, wird man gerne instinktiv schneller in den Bewegungen. Der Verstand bekommt dann Vorfreude auf frische Luft, der Tauchgang endet hastig und verkrampft. Um mehr Ruhe rein zu bekommen, platziert euch zu Beginn der Übung am Beckengrund und beobachtet das Treiben an der Oberfläche. Gleichmäßig planschende Schwimm-Enten haben eine entspannende Wirkung. Erst nach 30 (40, 50…) Sekunden macht ihr euch langsam auf die Reise.
Probiert auch mal einen Zwischenstopp auf halber Strecke, ehe ihr die zweite Hälfte genauso gemütlich zu Ende taucht. Oder zieht die Bahn durch, aber legt am Ende noch eine kleine Statikpause ein (schwierigste Variante, weil die Kontraktionen hier in die bewegungslose Phase fallen.) Schwere Tauchringe helfen beim Fixieren der Position. All dies sind Spielformen, um dem Kopf verständlich zu machen, dass euer Körper auch nach 50 Metern (oder was immer euer Ziel ist) noch ausreichend Luft hat. Für Nervosität gibt es keinen Grund.

Wie immer gilt: Steigert euch langsam und mit Bedacht. Hört auf euren Körper. Bei Training im Grenzbereich ist eine 1:1 Sicherung am Beckenrand, besser noch direkt im Wasser, unerlässlich.

Flossenschwimmen

Eine gute Grundlagenausdauer ist nicht das allerschlechteste für einen Freitaucher. Auch wenn er mit den Flachwasser-Enten in der Regel nicht viel anfangen kann, ist es sinnvoll, gelegentlich die Wasseroberfläche mit ihnen zu teilen.
Für eine ansprechende Variabilität sind hier vor allem Kurzflossen gefragt, da diese die Schlagfrequenz erhöhen und ein gutes Cardiotraining bieten. Geschmeidiges Silikon für den Fokus auf den Herz-Kreislauf und Muskelausdauer. Nicht genug Speed? Ihr wollt euch lieber die Waden wegballern? Wechselt das Flossenblatt von „butterweich“ auf „bretthart“ und gebt euch die Kante.

Ein Frontschnorchel ist eine sinnvolle Investition. Das Gesicht liegt jederzeit im Wasser, die Atmung läuft passiv im Hintergrund und man kann sich vollkommen auf Arme und Beine konzentrieren. Auch hilfreich für Anfänger im Kraulschwimmen, die einen flüssigen Bewegungsablauf einschleifen wollen, ohne an das „lästige“ Luftholen denken zu müssen.
Ihr wollte eure Fitness auf den Prüfstand stellen? Willkommen beim Leistungsabzeichen Flossenschwimmen. Entwickelt vom Verband Deutscher Sporttaucher (und anerkannt als Teildisziplin für das Deutsche Sportabzeichen), könnt ihr hier über vier Distanzen an euer Limit gehen. Die Werte, getrennt nach Geschlecht und Altersgruppen, sind ausgelegt für den Breitensport, aber wer überall Gold holt, kann seine Fitness sehr wohl als überdurchschnittlich bezeichnen.

Bei 25 und 100 m geht es um Schnelligkeit und eine gute Bewegungstechnik bei hoher Intensität. Die 400 m sind physiologisch am schwierigsten, da sowohl der aerobe als auch der anaerobe Stoffelwechselprozess gleichermaßen beansprucht werden. Damit wird auch die Atmung bis an die Grenzen gefordert, was aufgrund des Schnorchels als zusätzliche Schwierigkeit empfunden werden kann. 800 m verlangen euch Stehvermögen ab. Das Tempo ist hier zwar nicht gleichbleibend hoch wie bei 400 m, kleine Verschnaufspausen werden eher verziehen, aber 16 Bahnen können halt sehr lang sein.
Empfohlen wird der Einsatz von normalen Schnorchelflossen mit ca. 60 cm Länge. Wem das immer noch zu leicht ist, kann es gerne mit seinen kürzeren Entenstummeln probieren.

Spiel, Spaß und Entspannung im tiefen Becken

Streckentauchen ist auf Dauer zu eintönig? Flossenschwimmen an der Oberfläche zu anstrengend? Dann ab in die Sprunggrube. Hier lässt man Fünfe gerade sein und den Gedanken freien Lauf. Dreht euch am Beckenboden auf den Rücken und beobachtet den flüssigen Himmel. Übt euch im Luftkringelblasen.

Ablenkung gefällig? Dann kramt die Spielzeugkiste hervor. Bunte Ringe vom Boden zu holen ist eigentlich eine Methodik, um Kindern die Gewöhnung ans Wasser zu ermöglichen. Bei Erwachsenen klappt es damit aber auch. Vor allem, wenn die Ringe in einer vorgegeben Reihenfolge, z.B. nach Farben sortiert, gesammelt werden müssen. Und vielleicht zwischendrin noch ein Hindernisparkour zu durchtauchen ist.

Lieber eine modifizierte Statik? Macht es euch am Grund bequem und fädelt Nylonfäden in kleine Kordelstopper. Oder zählt Kacheln. Tut alles, aber schaut bloß nicht auf die Uhr. Die ist euch dort unten keine Hilfe.
Das tiefe Becken ist mein persönlicher Aqua-Yoga-Pool, ein Tempel der Entspannung. Wer es sportlich mag, kann sich hier aber auch austoben.

Schonmal versucht, mit einem Schwimmbrett oder einer Poolnudel voran abzutauchen? Geht in die Beine. Beherrscht ihr eure Ausrüstung? Dann werft sie ins Becken und legt sie komplett unter Wasser an. Technik-Check: Stilgerechtes Abtauchen mit Einknicken der Hüfte wie im Lehrbuch? Funktioniert der Druckausgleich? Gut. Ansonsten üben, üben, üben.
Unterwasserspaziergang gefällig? Mit zwei schweren Ringen in den Händen steht auch einem Apnoe-Moon-Walk nichts im Weg.
Ihr praktiziert bereits „normales“ Yoga? Schnappt euch zusätzliche Gewichtsmanschetten für Hand- und Fußgelenke und probiert Katze, Krieger und Sonnengruß doch einmal in 3 Metern Tiefe. Ausreichend Zielwasser getrunken? Dann versucht doch mal, kleine Unterwasser-Wurf-Torpedos über Distanz in einer Kiste am Beckenboden zu versenken.
Den Spielformen sind keine Grenzen gesetzt…

Schatzsuche & Tierrettung

Abgesehen von Sport und Entspannung ist ein Freitaucher auch noch bei anderen Themen gefordert. So ist es gute Sitte, den Beckenboden nach verlorenem „Kleinod“ abzusuchen. Steigen die Temperaturen und damit die Besucherzahlen, erhöht sich die Trefferzahl für einen netten Fund beim Schatztauchen exponentiell. Besonders in der Sprunggrube wird man fündig. Auch hier helfen ein langer Atem und ein bedachtes Vorgehen. Die Gegenstände sind manchmal so klein, unscheinbar oder unter Laubresten verborgen, dass Geduld gefragt ist.

Zopfbänder und Haarspangen finden sich bei uns wie Muscheln im Ozean. Auch beliebt sind kleine Ringe, Ketten und Ohrstecker. Besonders gern gesehen ist Münzgeld, das landet nämlich am Ende der Saison als Spende beim Förderverein. Entweder verwechseln einige Badegäste unsere Sprunggrube mit dem Trevibrunnen von Rom. Oder es ist einfach nur das Pommeswechselgeld, welches den Kindern bei der Arschbombe vom Dreier aus der Tasche rutscht. (Haben Badehosen überhaupt Taschen?)
Manchmal ist der Fund größer oder exotischer: Schwimmbrillen (vollständig oder in Einzelteilen), eine Damensonnenbrille (fast wie neu!), Feuerzeuge, Spindschlüssel (wie ist die Person nach Hause gekommen?), Einkaufswagenchips, Knopfmanschetten, Unterlegscheiben, Gummidichtungen (was man alles so im Freibad dabei haben muss…) und einmal sogar ein Set schöner blauer Murmeln.

Auch unsere tierischen Gäste kommen nicht zu kurz. Sofern Laubfrösche und Feldmäuse nicht der seit einigen Jahren auf dem Grundstück patroullierenden Katze zum Opfer fallen, landen sie gerne auch mal im Becken. Bei den Mäusen ist dann Eile angesagt, da den Fellknäueln rasch die Kräfte ausgehen. Frösche hingegen scheint das Chlorwasser auf den ersten Blick nicht viel auszumachen. Aber aufgrund der baulichen Bedingungen finden auch sie, einmal hineingefallen, von alleine selten wieder an Land zurück.
Ein aufmerksamer Taucher ist hier natürlich zur Stelle und und hebt sie behutsam über den Beckenrand. Und achtet darauf, dass gerade kein großer Vierbeiner in der Nähe ist, sonst kommen die Tierchen noch vom Regen in die Traufe.

 

… und ein bisschen Statistik

Da ich beständig Trainingstagebuch führe, hat sich mittlerweile ein umfangreicher (und nicht ganz ernst gemeinter 😉) Datensatz angesammelt. Vielleicht motivieren oder inspirieren euch die unten aufgelisteten Werte dazu, unser Freibad einmal selbst „von unten“ zu erleben. In diesem Sinne: Danke für eure Aufmerksamkeit bis zu dieser Stelle und stets ausreichend Luft – egal ob als Ente oder als merkwürdige Neoprengestalt.

Claus-Simon Engelbrecht
Vorstandsmitglied im Förderverein und Freitaucher

Disziplin/KategorieSaison 2024
(läuft)
Saison 2023Saison 2022Saison 2021
Teilnahmen Früh-/Spätschwimmen63706754
ø Wassertemperatur in °C22,622,421,923,6
Flossenschwimmen
Anzahl Bahnen
1.0368941.154-
Flossenschwimmen
Distanz in Metern
51.80044.70057.700-
Flossenschwimmen
meiste Bahnen pro Session
744842
Flossenschwimmen
100 m - Bestzeit in Min.
1:13---
Flossenschwimmen
400 m - Bestzeit in Min.
5:30-5:38-
Flossenschwimmen
800 m - Bestzeit in Min.
11:35-11:29-
Streckentauchen
Anzahl Bahnen
251312266-
Streckentauchen
Distanz in Metern
12.55015.60013.300-
50 m ohne Flossen (DNF)
gemütlichste Zeit in Min.
1:10---
50 m mit Flossen (DYN)
gemütlichste Zeit in Min.
2:081:461:271:25
DYN Bestwert in Metern1008165-
DNF Bestwert in Metern50-
--
längster Tauchgang in Min.2:242:031:542:12
Tauchzeit Saison in Stunden11:2315:53
12:1712:12
Bleimenge gesamt in kg234303306226
geborgene Gegenstände ⚓31403925
gerettete Mäuse 🐭0140
gerettete Frösche 🐸0322

Vor und nach dem Streckentauchen